Ich besitze die 81er XLs nun seit April 2020 und bin seit dem nur ein paar hundert km gefahren.
Aufgrund von komischen Geräuschen habe ich meinen Motor mal ausgebaut und zerlegt. Aber jetzt gehts an die Beurteilung des Ist-Zustandes und dafür brauche ich euch.

Ich versuche alles möglichst genau darzustellen, ich hoffe die Länge des Textes schreckt niemanden ab.

Der Vorbesitzer hat 1995 bei ca. 30.000km einen neuen (Übermaß-) Kolben verbauen lassen, die Rechnung gab er mir sogar mit. In den folgenden 25 Jahren wurde die XL nur knapp 1000km bewegt. Er erzählte mir was von Drittmotorrad, keine Zeit usw., machte mir gegenüber aber einen sehr seriösen und ehrlichen Eindruck.
Nach dem Kauf habe ich mich um die typischen Dinge wie den verrosteten Krümmer, die zu dunklen Blinker, die uralten Reifen und eben Bremsen, Öl usw. gekümmert worauf hin sie dann auch auf Anhieb die Hauptuntersuchung bestanden hat. Soweit so gut. In den folgenden Wochen kamen dann weitere Kleinigkeiten wie eine ausgeschlagene Nadeldüse, was aber auch schnell behoben wurde. Das Fahren machte jede Menge Spass, vor allem auf matschigen Feldwegen


Daraufhin habe ich mir einen billigen Kompressionstester zugelegt, der aber leider so niedrige Werte anzeigte bei denen der Motor eigentlich garnicht mehr hätte laufen können.
Vermutung: Steuerkette evtl übergesprungen und die Ventile küssen den Kolben...
Nun habe ich den Motor mal zerlegt. Steuerkette ist scheinbar nicht übergesprungen, der Kolben weißt dennoch deutliche Einschläge der Einlassventile auf. Kolben ist richtig herum montiert. Die Ventile sehen aber grade aus. (Hab sie im Akkuschrauber drehen lassen)

Frage 1: Sind es wohl die selben Ventile die auch für die Schäden am Kolben verantwortlich sind oder wurden hier schonmal neue verbaut? Das würde ja der Aussage des Verkäufers wiedersprechen.
Frage 2: Könnte die Steuerkette so stark gelängt sein, dass sie die Ursache des Problems ist? Die Steuerkette ließ sich ganz leicht (1-2mm) vom Kettenrad abheben. Neue Kette kommt aber in jedem Fall rein.
Frage 3: War die Zylinderkopfdichtung evtl so dünn, dass die Ventil deshalb dem Kolben zu Nahe kamen? (Mit schwarzem Papier ummantelte Blechdichtung, im Bereich der Laufbuchse mehrlagiges Blech)
Weiterhin sind alle 4 inneren Ventilfedern leicht Untermaß. Ersatz ist nicht einfach zu bekommen, daher werde ich sie wohl weiter verwenden, es sei denn ihr habt noch Ideen wo man passende her bekommt.
Als ich schonmal dabei war hab ich auch den Zylinder gezogen. Wie auf den Fotos zu sehen ist, weisen Kolben und Laufbuchse Spuren auf (nicht fühlbar), in der Laufbuchse ist aber auch noch ein Kreuzschliff zu erkennen. Erlich gesagt kann ich aber auf Grund mangelnder Erfahrung nicht sagen ob das nun "gut" oder "schlecht" aussieht, bzw. ob ein neuer Kolben rein sollte oder nicht.
Laut Vorbesitzer ist jetzt der erste Übermaßkolben drin (89,25mm). Ich habe dann mal den Kolben und die Laufbuchse mit einem Messschieber gemessen (ja, ich weiß, das liefert keine genauen Ergebnisse). Ich messe überall 89,5mm, sieht also eher nach zweitem Übermaß aus.




Die Spuren an Kolben und Laufbuchse sind nur in Fahrzeuglängsachse vorhanden und nicht quer dazu.
Frage 4: Kann ich den Kolben so noch weiterfahren oder seht ihr hier Probleme? (zu hohes Einbauspiel? Kolbenkipper?)
Thema Nockenwelle:
Die alte Nockenwelle ist Untermaß, deshalb kommt jetzt eine neue Israel Nocke rein (von der ich hier aber leider auch schon negatives gelesen habe

Als ich die alte Steuerkette ausbauen wollte ist mir noch aufgefallen, dass da dieses kleine Ölröhrchen raus muss. Habe hier im Forum von dem Trick mit der Spax Schraube gelesen.... bei mir hat aber schon mal jemand ein M5 Gewinde reingeschnitten.
Frage 5: Da ich nicht weiß wie das original aussieht, frage ich mich jetzt ob die Bohrung vielleicht zu groß ist und das Röhrchen getauscht werden sollte. Falls jemand die Maße hat, könnte ich mir das evtl. nach drehen lassen.
So, das wars erstmal von meiner Seite aus. Ich bin gespannt auf eure Antworten und Meinungen.