Klackern ... Tackern

[PD02-SB]

so irgendwie könnte man das Geräusch beschreiben, was uns derzeit zum Grübeln bringt.

Kurz zum Hintergrund. Wir haben diese Woche die XL mit dem elektr. Zündsystem u. dem Wiseco appliziert. D.h. wir haben sicherlich gut 5 l Sprit auf der Leistungsrolle verheizt. Dabei haben wir Kopftemperaturen von gut 180°C im Kerzenloch sogar deutlich darüber errreicht. Die Öltemperatur blieb unterhalb von 120°C. Die Ergebnisse war eigentlich alle bzgl. Fahrverhalten, Klopfen etc. sehr positiv. Hierzu komme in einem anderen thread, wenn wir fertig sind.

Unser Problem ist, dass wir zu Letzterem nicht gekommen sind, da wir wegen obiger Geräusche kurz vor Ende abbrechen mussten. Diese sind nicht sehr laut aber im Leerlauf und bei niedrigen Drehzahl-/Lastpunkten deutlich hörbar. Sonstiges Verhalten, Kompression, Anspringen etc. sind unauffällig.

Akustisch hatten wir den Eindruck, dass sie aus dem Bereich Ventilsteuerung kamen. Also wiedermal den Deckel ab, jedoch ohne Befund. Die neue Nockwelle (wir habe die 20kW Welle gegen eine neue vermutlich 24 kW Welle getauscht) hatte sich gut ohne Auffälligkeiten eingelebt.

DSCF2676.JPG

Etwas überracht haben mich die "Tatzen" der Kipphebel, die vollständig blank sind. Selbst der Tragarm unterhalb der Tatze ist beim A-KH auf der Ablaufseite der Nocke offensichtlich vom heißen Öl auf metallische Farbe gereinigt worden. Wie gesagt sieht IMHO alles normal aus.

Bevor wir den Motor wieder öffnen, meine Bitte an Euch mal mit zu spekulieren, was die Ursache sein könnte. Ich weiß Ferndiagnosen sind schwierig, aber vielleicht ist ja ein Tipp dabei, auf den wir noch nicht gekommen sind. In welcher Reihenfolge würdet Ihr jetzt vorgehen?

Ohne Eurer brainstorming einschränken zu wollen, ich bin gedanklich gerade an folgenden Stellen:
- Ausgleicherkette zu lose? müsste eher rasselen oder?
- wir haben für die Drehwinkelabnahme eine selbstgedrehte Zentralschraube auf der KW. Könnte diese nicht fest genug sein, dass evtl. das Schwungsrad gegen den Keil schlägt. Eigentlich unwahrscheinlich, da der Zapfen (Verlängerung der Zentralschraube) den wir nach außen führen, augenscheinlich noch festsitzt und Schwungrad nach meiner Kenntnis noch nie gelöst wurde. Denkbar ist jedoch, dass das derzeitige Anzugsmoment der selbstgedrehte Zentralschraube nicht dem Soll entspricht.

Danke Euch im voraus, Gruss Thomas

[aonrobert]

ich hatte auch mal sowas... dachte es wäre der ventiltrieb, hab x-mal das ventilspiel eingestellt...keine wirkung....es war damals das obere pleuellager

2014 gabs eine art dejavu....nur diesmal war die steuerkette zu stark gelängt...hab auch zuerst das ventilspiel wieder x-mal eingestellt ohne erfolg....
mein tipp:
schau mal, ob du die steuerkette bei geöffnetem ventildeckel vom kettenrad der nockenwelle abheben kannst....bei einer neuen, richtig gespannten, geht das nicht !

ansonsten geht eh nur weiterreingraben.....


gruss

Robert

[Gunnar_HH]

Ooh je, ein weites Feld. Aber ist ja Brainstorming

Ausgleicherkette ungleichmäßig gelängt
Ausgleicherkette zu locker
Nadellager des vorderen Ausgleicher abgenutzt
Kolbenkipper
Steuerkette zu lang, R-Spanner schafft das nicht mehr
Da der Deckel ab ist: Der vordere Keil (Fahrtrichtung) am R-Spanner darf max. 7mm heraus schauen

Gruß Gunnar

[xr503r]

Hi,
kann auch ein sich lösender Ventilsitz sein. Wenn der Motor auf dem Prüfstand oder auch im Fahrbetrieb recht heiss (ohne Kühlluft) gefahren wird, kann das schon mal vorkommen. Wenn der sich dann abkühlt klemmt er wieder und bei Hitze siehe oben. Das geht solange bis er ganz rausfällt. Mir selber schon passiert (hatte aber auch genügend Flugstunden).

[cj]

Etwas überracht haben mich die "Tatzen" der Kipphebel, die vollständig blank sind. Selbst der Tragarm unterhalb der Tatze ist beim A-KH auf der Ablaufseite der Nocke offensichtlich vom heißen Öl auf metallische Farbe gereinigt worden.

nö, das hellere silberne ist eine hartchrom beschichtung.
aber dein gedankengang ist schon lustig.

[TTausLübeck]

Ähnliches Geräusch hatte ich auch , hat auch etwas gedauert bis ich es lokalisiert habe:
Es war die Kurbelwelle und zwar NICHT das obere Pleulauge sondern das untere , schlichtweg zu hohe Laufleistung gehabt.

Im ausgebauten Zustand testen:(danke Erik) das Pleul greifen und mit der Faust auf das obere Pleulauge schlagen -
spürt man ein hin und her kante im Pleul ist die KW warscheinlich nicht ok und muß vermessen werden.

Bei meiner war es aber schon so bestimmbar im eingebauten Zustand durch ziehen/drücken in UT und OT weil die
Lagerluft sich veränderte im Vergleich zu dem anderen Stellungen.

[PD02-SB]

@ Robert:

• - Ventilspiel war ok schließe ich eigentlich aus, es ist kein Tickern wie man es von unbefüllten Hydros kennt.

• - Steuerkette ist neu u. ohne Befund. Der Gegenhaltekeil sitzt entsprechend tief, wie neu. Da lässt sich nichts abheben

• - oberes Pleullager, gut zu wissen, ich schreibe unten was dazu

@ Gunnar:

• - Ausgleicher: Interessant, Du schließt die Einheit also nicht aus. Was etwas dagegen spricht ist. Wir hatten diese bei der Motorrevision also erst vor 600 km eingegestellt und hatten danach keinerlei Problem mit der Einheit. Sollte sich gut prüfen lassen wenn man die Seitendeckel abnimmt

• - Kolbenkipper: Der Kolben ist neu mit 7/100 im Rohr und verdichtet noch einwandfrei, ich werde trotzdem mal das Endoskop einsetzen

• - Steuerkette s.o.

@xr503r:

• - lösender Ventilsitz hört sich nicht wirklich gut an. Kann man soetwas im geschlossenen Zustand weiter analysieren?

• - auf dem Prüfstand oder auch im Fahrbetrieb recht heiss (ohne Kühlluft): das sieht der arme Fahrer möglicher Weise etwas anders, trotz entsprechender Kleidung war es sicherlich nicht der angenehmste Job im Prüfstands-Fahrtwindgebläse die Last zu halten. Ob das Gebläse für luftgekühlte Moppeds taugt, wissen wir natürlich nicht (hier müsste man tatsächlich mal die maximal zulässigen Temperaturen kennen, falls hier jemand was weiß, bitte her damit. Wir messen diese mit einer sehr guten IR-Pistole). Aber der Puster ist schon recht stark, angeblich so um 90 km/h in der höchsten Stufe

@cj
hartchrom beschichtung, bingo, macht Sinn. Zu den Gedanken: immer breiter Denken! ist meiner Erfolgsrezept, aber war hier sicherlich etwas strange

@TTausLübeck + Robert
Pleullager: tja Hoffnung ist schon noch, dass die es nicht sind. Die KW hat jetzt 40kkm gedreht. Bei der Revision sah noch alles gut aus. Der Kolbenbolzen ist wie üblich mit dem Kolben getauscht worden. Gibt es weitere gute Tricks die Pleulager bei geschlossenem Motor weiter zu analysieren?

soweit danke an alle für das Mitdenken! Wenn jemandem aus dem eigenen Erfahrungsschatz noch was einfällt bitte weiter posten
+ Euch wünsche ich einen schönen Sonntag, Thomas

[IngoAC]

Moin,
bei welchen Temperaturen klappert sie denn? Kalt schrarrt klappert gerne mal (bei der 600er) das Überdruck/By-Passv ventil der Ölpumpe. Lose Ventilsitze merkt man an variierendem Ventilspiel und
Zitat von Mexxl im 600er Forum
"der lose Sitz wird sicher nicht mehr halten, da das Alu an diesen Köpfen sehr schnell sich weitet und wenn erst mal lose geschlagen dann nur Übergröße.
Leider oft auch mit Riss zwischen Zündkerzenloch und Sitzring und dann eben kein festen halt mehr ohne schweißen.
Übrigen kann man auch durch Abbauen des Krümmers, durch die Ausslaßöffnung durch, gut um das Ventil herum erkennen ob ein Sitz lose ist. Durch gelöste Ölkohle."
Gerne wird auch eine geringfügig falsch eingestellte Deko und oder Autodeko genommen (gerne bei warmen/heißem Motor).

Zum Lüfter, stell ihn am besten im möglichst spitzen Winkel auf die nicht Auspuffseite. Die Temperatur des Kopfes würde ich auf der lüfterabgewandten Seite im bereich des Kanals zwischen Auslassventil und Krümmerbefestigung mit einem PT 100 oder Ähnlich messen wenn mehr Messtechnik vorhanden sein sollte zusätzlich:
- mitte Liner
- Ölwanne
- Getriebe

Für artgerechte Haltung

Ingo

[PD02-SB]

Hi Ingo,
bisher nur im warmen gecheckt und gehört. Danach haben wir sie bisher nicht mehr laufen lassen. Derzeit ist der Ventildeckel auch offen. Damit ist auch der Krümmer ab, kann wir ja mal schaun, ob man was am Sitz erkennen kann.
Danke für Deinen Tipp,
Thomas

PS: ab Bereich Mitte Liner gehen die Temperaturen im Vergleich zum Kopf deutlich runter. Ein IR-Foto wäre sicherlich nett ....

[PD02-SB]

Schlechte news aus Saarbrücken. Wir haben den Zylinder geöffnet: Kolbenfresser unterem Ölabstreifring . Ich habe mal ein paar Bilder in einer PDF Datei zusammengetackert. Die gehen gleich nach Ohio .

Was meint Ihr denn zu dem Fehlerbild?

Wiseco-XL500R-piston-jamming.pdf

Grüsse, Thomas

[cj]

zu heiss geworden durch das klingeln/klopfen.
da wird dann der kolben zu gross und klemmt.
eigentor. und wiseco soll jetzt der böse sein?

[PD02-SB]

Klopfen kann defintiv ausgeschlossen werden. Wir sind mit Zylinderdruckindizierung gefahren, bei der man Klopfen sofort im Druckverlauf sieht.
Außerdem führt Klopfen zu Anschmelzung der Kolbenoberfläche. Orangenhaut etc. Die Kolbenoberseite sieht top aus. Die thermische Ausdehnung fand unten statt. Oberhalb des Ölabstreifrings sind keinerlei Fresspuren zu sehen.

[IngoAC]

Moin,

sind das auf der Kolbenoberseite links Materialabtragungen durch Klopfen?
Zumindest auf der Exhaustseite vermeine ich auch oberhalb des Ölabstreifringes fressspuren zu sehen.
War der Kolben richtig herum montiert? http://www.xl500.de/hauptseite/xl500rd.htm

Für artgerechte Haltung

ingo

[PD02-SB]

Hi Ingo,
der Kolben hat defintiv keine Klopfspuren. Wenn man die Ölkohle abkratzt sieht feinste Bearbeitungsspuren von der Endbearbeitung der Oberfläche. Richtung stimmte! Ja auf der Auslaßseite sind ganz leichte Fresspuren zwischen den Ringen und auch oberhalb des Feuerrings (bleibt bei dem Materialabtrag von der Unterseite halt nicht ganz aus), allerdings in keinster Weise vergleichbar mit Situation unterhalb des Ölabstreifrings. Die tiefsten Fresspuren findet man in der nach außen gerichteten Verlängerung der unteren Kolbenstruktur, also den Tragstrukturen die das Pleulauge tragen.

Gruss, Thomas

[cj]

der kolben ist zwischen und über den ringen auch dünner im durchmesser.
der ist zu heiss geworden.
klopfen muss nicht sofort spuren hinterlassen.