Reparaturlösung für Kipphebel

Hier können Reperaturfragen gestellt werden. Wie wird was wieder repariert?

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Kristian
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Reparaturlösung für Kipphebel

Beitrag von Kristian »

Für die Kipphebel träume ich immer noch von einer Rep.-Lösung bei der neu angefertigte Halbmonde aus gehärtetem Stahl auf die abgefrästen Laufflächen aufgebracht werden.

Die Fragen dazu:

1. Welcher Hartmetall-Werkstoff wäre geeignet um auf die Hebel aufgebracht werden zu können?

2. Welches Verfahren wäre das Richtige? Ich denke Hartlöten wäre sicher besser und einfacher als Schweissen, könnte aber mit den Temperaturen knapp werden, oder?


Oder reicht die einfache Lösung die Flächen mit einer Vorrichtung auf den ursprünglichen Radius abzuschleifen und erneut zu härten?
Welche Härte wäre dabei erreichbar?

Welches Härteverfahren käme hierbei in Frage?


Welche Härte/Werkstoff-Kombinationen empfiehlt ihr, um im Falle des Trockenlaufs noch gute Notlaufeigenschaften zu haben oder ggfs. nur Welle oder Kipphebel zu opfern, aber nicht beide!?


Ich hoffe auf eine anregende Diskussion und viele Vorschläge!
Bub, bub, bub...
PeterB
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Beitrag von PeterB »

Vielleicht polieren und lackieren? :D

Zu den maschinenbaulichen und tribologischen Problemen kann ich nix sagen, weil ich keine Ahnung habe. Nur so viel zu bescheidenen Erfahrungswerten:

Habe zwei ungehärtete Kipphebel/Nockenwellenpaarungen und drei gehärtete (=Kipphebel mit den Plättchen). Die ohne Härtung sind trotz hoher Laufleistung in Ordnung. Die Paarungen mit den gehärteten Kipphebelwellen sind 2x totaler Schrott und einmal wegen pittings sehr grenzwertig.


beste grüße
peterb
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hiha
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Beitrag von hiha »

Die Originalhebel ohne Plättchen sind vermutlich einsatzgehärtet und anschließend hartverchromt. Sie laufen auf induktiv gehärteten oder nitrierten Nocken. Ungehärtet geht da garnix. Das zeuch wär sofort hinnich.

Das Mittel der Wahl ist nach wie vor das Aufbringen einer verschleißfesten Schicht durch Auftragschweissen mit anschließendem Formschleifen. Das dürfte auch am Einfachsten sein. Besorg Dir welche von Megacycle.

Die Hartlöterei von harten Werrkzeugstahl- oder HM-plättchen ginge sicherlich auch, aber das ist erstmal richtig knifflig.

Gruß
Hans
omagott
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Beitrag von omagott »

Ich hab mal einen von den Hebeln für einen Gleitsitz überfräst und ein Stück RG7 eingelötet. Dann in die Schublade gelegt und nie mehr angeschaut weil ich zu Faul war die Schleifvorrichtung dafür zu bauen.
Hartlot auf Silberbasis, Schmelztemperatur um die 600°, den Hebelteil der nicht heiss werden sollte ins Wasser gehängt. Hier Obacht, mache Lot haben Cadmium mit drin, da lötet man also vor der Tür, nicht am Küchentisch.
Die Lagerbronze schleift man sich auf jeden Fall leichter auf den passenden Radius als das Hartmetallplatterl.
Könnte mit RG7 hinhauen: der Laufpartner ist Stahl, Härter als 50 HRC und Öl ist auch genug da.
Löten von Hartmetallen ist kein Hexenwerk, das machen die Hersteller von Meisseln und Bohrern die keine Wendplatten drauf haben als Ihr tägliches Brot.
Zu Deinen gehärteten Stahlhalbmonden: Das geht mit einfachen Mitteln nicht, die werden bei der Löttemperatur wieder weich...

Gruß,
die Oma
Hammer: Werkzeug, das sich aus einer primitiven Schlagwaffe entwickelt hat. Der Hammer wird als wünschelrutenähnliches Gerät genutzt, um das teuerste Teil zu finden das in der Umgebung des Teils liegt welches man eigentlich treffen wollte.
Die Wüste lebt
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Beitrag von Die Wüste lebt »

Hallo,
Meine Fox XR hat Kipphebel mit sehr einzigartige Hartmetallblättchen drin. Aber ich vermute, das schon in der Aufbaufase des Mopeds reingekommen sind.
Viele Grüße Axel
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Gunnar_HH
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Beitrag von Gunnar_HH »

Hallo Axel,

das sieht doch alles super aus oder wolltest Du das hören?
Schöne eingesetzte Hartmetallplättchen.

Gruß
Gunnar
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PeterB
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Beitrag von PeterB »

Was ich da oben eigentlich sagen wollte:

Bei mir schaut es so aus, dass die Nockenwellen, die mit den "nur" einsatzgehärteten Kipphebeln gepaart sind, länger leben.

Wozu dann die Plättchen?

beste grüße
peterb
Die Wüste lebt
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Beitrag von Die Wüste lebt »

@Gunnar,
Du hast Recht, dass schaut gut aus, sogar sehr gut. Es ist nahezu kein Verschleiß erkennbar, obwohl der Motor wohl schon einige Drehzahlorgien hinter sich hatte. Bei Ihm wurde die Schwungmasse veringert und sämmtliche Lager und einige Stellen des Motorgehäuses waren blau angelaufen. sonstiger Zustand sehr gut.
@PeterB,
Ich halte die Blättchenlösung für ideal, um schrottige Kippheben aufzuarbeiten und Ewig Ruhe zu haben. Interresant bei meinen finde ich die Nasen der Blättchen, die sich in dem Kipphebel fixieren.
Viele Grüße Axel
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Kristian
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Beitrag von Kristian »

Sind diese Nasen nur in der 250er?
Von der 500er kenne ich die nicht.
Ich denke dass die Nasen für eine Rep.-Lösung zu aufwändig sind...

Das Schleifen der Oberfläche hätten wir sowohl für die HM-Plättchen-Löung als auch bei der nur Abschleif und Härtung-Lösung.

Die Frage ist:
Reicht zur Reparatur nur Abschleifen und Nachhärten oder bietet die HM-Plättchen-Lösung mehr Vorteile?
Bub, bub, bub...
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hiha
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Beitrag von hiha »

Bei Plättchen reicht Nachschleifen, sofern die Hebel noch nicht ausgeglüht sind. Das Plättchenmatierial ist kein Hartmetall(Widia) sondern ein Hartstoff, (Ferrotitanit), der verliert wie Stahl seine Grundhärte beim Erwärmen.

Diese Nasen dienen der Fixierung beim Aufschweissen (Ultraschallschweissen) des Plättchens, denn wenn das nur leicht schief sitzt, ist die Gleitfläche auch nicht mehr parallel zur Kipphebelachse. Bei Yamaha gibts da scheins auch verschiedene Zulieferer, teils mit, teils ohne Nasen.

Zum Nachschleifen hab ich mir eine Vorrichtung für die Drehbank gebastelt. Rechts im Bild sieht man gerade noch den Schnellschleifer ohne Schleifstift. Das Backenfutter wird mit der Hand viertelumdrehungsweise vor und zurück gedreht, die Zustellung erfolgt, indem man den Kipphebel zum Schleifstift hin schwenkt, denn der Gleitflächenradius muss ja konstant bleiben.
Die anschließende Feinbearbeitung mit Diamantfeilen und Läpppasten ist allerdings sehr zeitraubend. Eine Stunde Bearbeitungszeit muss man pro Kipphebel leicht rechnen.
http://www.nefo.med.uni-muenchen.de/~hi ... tung01.jpg

Gruß
Hans
Die Wüste lebt
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Beitrag von Die Wüste lebt »

Kristian hat geschrieben:Sind diese Nasen nur in der 250er?
Von der 500er kenne ich die nicht.
Bei der 250er gibt es original gar keine Blättchen.
Jeden, den ich bis jetzt gefragt habe, hat so Kipphebel in der Honda noch nie gesehen.

@ Hans, Vielen Dank für die Info... klasse Geschichte!

Viele Grüße Axel
omagott
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Beitrag von omagott »

Hans,
wie kontrollierst Du da das Tragbild auf der Nocke? Abtuschieren? Oder genaues einmessen vor der Schleiferei?

Gruß,
die Oma
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hiha
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Beitrag von hiha »

Auf der Aluronde die ins Backenfutter eingespannt wird, ist der
Kipphebel-Befestigungsbolzen genau winkelrecht befestigt.
Dadurch, und durch die Genauigkeit der Drehmaschine,
was die Ausrichtung des Spindelstocks zu den Führungen betrifft,
wird die Genauigkeit der Gleitflächenausrichtung bestimmt.
Kontrollieren tu ich das durch Tuschieren, aber vorher noch mit zwei Prismen,
einer geschliffenen Welle und Lichtspaltprobe.
Diese zwei Kipphebel sind von der SR500, die Gleitflächen sind um 2/100(!) schief.
Wohlgemerkt, NEU und UNBENUTZT!
Die hab ich nachgeschliffen und geläppt.
Yamaha Europe hat Stellung genommen:
Das wären zur damaligen Zeit übliche Toleranzen" gewesen. Ha, ha, ha.

Gruß
Hans
Zuletzt geändert von hiha am 8. Dezember 2010, 19:47, insgesamt 2-mal geändert.
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Kristian
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Beitrag von Kristian »

Und wir machen uns Gedanken über das Ausrichten zum Schleifen... :D

Sehen denn die Honda-Hebel viel besser aus?

Können wir uns hier im Forum nicht die Arbeit für die Rep.-Lösung teilen?
Jeder kümmert sich um eine Teilaufgabe, die Schleifvorrichtung haben wir offensichtlich schon.

Was ist nun die optimale Lösung?
Bub, bub, bub...
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hiha
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Beitrag von hiha »

Stop: Drauf gekommen sind wir, weil mehrere meiner neu geschliffenen Nockenwellen einseitigen Verschleiß nach kürzesten Laufzeiten aufwiesen, und wir einen Fehler bei der Nockenwellenschleiferei vermuteten.
Die Hebel waren "früher" auch garantiert nicht so scheps, sonst hätt es mehr Reklamationen bei XT und SR500 gegeben. Das war einfach nur eine schrottige Charge, die sich scheins durch die Qualikontrolle gemogelt hat. Schiefer wie 0,005mm würd ich keinesfalls tolerieren.

Ich hab mich lang, intensiv mit vielen Rückschlägen an gute Lösungen rangetastet, und auf diese Weise verschiedene Sachen ausprobiert, unter Einsatz erheblichen Lehrgeldes. Wenn ich damals schon gewusst hätt, wie qualitativ hochwertig, und vergleichsweise billig die Megacycle-Hebel sind, hätt ich mir die Arbeit gespart. Ich schwör!

Bronze als Gleitwerkstoff kann man abhaken, selbst wenn sie wirklich 50HRC haben sollte.(allenfalls CuSn6, kaltverdichtet) Das ist zu weich, unter 55HRC verdrängts das Material.
Die üblichen Hausregeln "Hart darf nicht auf Hart laufen" usw, sind fürn Arsch, es müssen zwei Werkstoffe aufeinander laufen, die sich vertragen. Und da drüber gibts nicht allzuviel brauchbare Literatur. Der Vorteil bei Originalnockenwellen ist, dass sie aus Grauguss sind, und der hat sehr gute Laufeigenschaften mit fast allen anderen Werkstoffen, da gibts also selten Probleme. Ein Kipphebel aus gehärtetem Einsatzstahl, niedrig legiert, lebt da ohne Chromschicht allerdings auch nicht lang.
Was ich erst vor Kurzem kennengelernt hab, sind flammgespritzte nickelbasierte Beschichtungen, die serienmäßig an XS400-Kipphebeln eingesetzt wurden. Hab ich bis dahin auch noch nicht gesehen gehabt. Ansonsten sind Stahlkipphebel meistens Hartverchromt, oder es ist ein Hartstoffblock eingesetzt.
Ich steh für Schleifarbeiten übrigens nicht zur Verfügung. Kostet (mit meiner Amateurausrüstung) zu viel Zeit, will kein Mensch bezahlen.

Gruß
Hans
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