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Verfasst: 31. Dezember 2005, 20:55
von Dominik
Hallo zusammen,
habe eben meine Messaufnahme für die große Uhr von Oma (Danx!) umgebaut, den Zylko abgenommen, mit Bubs Ventilfederzange (auch Danx!) alle Federn bis auf zwei Innenfedern entnommen (habe auch nur zwei Ventile 'drin gelassen), habe mich mehrmals mit dem Kettenspanner gestritten, die Gradscheibe supergenau ausgemittelt und zuletzt die Messuhr justiert. Und justiert. Und justiert. Bestimmt 2 Stunden lang

.
Eigentlich kann man die Ventilerhebungskurve mit den vorhandenen Tellern nämlich kaum abnehmen. Es gibt einfach keine plane Fläche. Stattdessen reiht sich Wölbung an Wölbung. Wenn die Messuhr während des Ventilhubs auch nur einen Millimeter verläuft, wird das Messergebniss daher ganz heftig verfälscht.
Bei der kleinen Messuhr (3 mm Hub) ist mir das nicht aufgefallen. Mit der neuen, mit der man in einem Rutsch durchmessen kann, sieht man das aber natürlich extrem.
Nach zwei Stunden Justiererei habe ich es jetzt jedenfalls geschafft die Messuhr so hinzubekommen, dass sie
fast gar nicht mehr verläuft. Ganz minimal.
Besser würde das Ergebnis aber sicher werden, wenn man sich Ventilfederteller mit einer flachen Oberfläche basteln würde

.
Morgen werde ich - falls der Kater vorübergeht - trotz allem mal eine Messdurchlauf starten.
Bis dahin guten Rutsch,
Dominik
Verfasst: 1. Januar 2006, 15:39
von s.
Hi Dominik!
Der Meßbolzen wandert, weil du ihn nicht parallel zum Ventilschaft ausgerichtet hast, was natürlich immer nur mit begrenzter Genauigkeit möglich ist. Kannst du nicht ein kleines Blechstück zwischen Schaftende(n) und Einstellschraube(n) einklemmen und darauf messen? Oder eine entsprechend zugefeilte große Scheibe zwischen Feder und -teller einbauen?
Gruß
Sven
Verfasst: 1. Januar 2006, 23:01
von Gast
Dominik,
Ich senk dir ein Stück Stahl hinten an und schneid Dir vorne ein Gewinde drauf. Statt der Einstellschraube reindrehen, dann mißt Du genau im Drehpunkt des Kipphebels. Sollte genau genug sein, oder? Los, ruf an, Du fauler Urlauber!
Gruß,
die Oma
Verfasst: 2. Januar 2006, 00:45
von Dominik

Urlaub ist schon vorbei. Morgen geht es wieder ins Büro

.
Habe heute diese Kurve abgenommen:
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@Sven
Der Meßbolzen wandert, weil du ihn nicht parallel zum Ventilschaft ausgerichtet hast ...
Ja, ist klar. Ich habe die Messuhr so justiert, dass der Fühler über den gesamten Hub nur um ca 1 - 2 Zehntel wandert. Ist wirklich sehr genau ausgerichtet

. Ganz genau ist es natürlich trotzdem nicht

. Ich werde jetzt den Tipp mit dem Blech versuchen.
@Oma
... dann mißt Du genau im Drehpunkt des Kipphebels.
Danke für das Angebot! Ich versuche es erst einmal mit einem selbstgebauten "Messventilfederteller": Eine aufgebohrte Beilagscheibe auf einen alten Ventilfederteller geklebt, sollte eigentlich eine ziemlich präzise Messung ermöglichen

.
Was mir bei der neuen Kurve auffällt:
+ Ein- und Auslaß schneiden sich nun exakt bei 360°

! Das Ausmitteln des Nullpunkts hat offenbar gut funktioniert.
- Der Grundkreis für den Einlass scheint zwischen 110° und 290° "unter Null" zu verlaufen (sieht man bei 200% Vergrößerung besonders gut). Ist auch tatsächlich so. Lies sich auch mit 100mal Messen nicht weglügen

. Beim Zeichnen der Kurve fiel mir der Grund auf: Weil ich den Ventildeckel nur mit zwei Schrauben angezogen hatte, drückte die Federkraft des Auslaßventils die Nockenwelle offenbar um 4 Hunderstel aus der Spur

.
+- Die Auslaßkurve ist wieder um ca. 3 Zehntel höher als die Einlaßkurve. Vielleicht stimmt es tatsächlich!?
+- Beide Kurven sind gleichmässig 5 bzw. 4 Zehntel höher geworden. Das würde eigentlich dafür sprechen, dass die Messuhr bei der zweiten Messung schief justiert war. War sie aber nicht. Komisch

.
Gegenüberstellung 1. und 2. Messung:
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Vielleicht fällt jemandem ja etwas zur Ursache ein.
Ich denke ich werde noch eine dritte verbesserte Messung machen (mit angezogenen Deckelschrauben, "Spezial"-Ventilfederteller, einer kleinen Verbesserung am Stativ und einer kleinen Verbesserung an der Gradscheibe). Dann mache ich noch eine Gegenüberstellung mit der Original-NW -- und dann reicht es mir! Eigentlich wollte ich ja "nur mal eben" die Kurven abnehmen. Jetzt wird langsam eine Wissenschaft daraus ...
@DocVolker
Mir ist es in meiner ungeheizten Werkstatt aber in dieser Jahreszeit definitiv für solche Aufzeichnungen zu kalt.
Nochmal mache ich das auch nicht

. Dafür, dass man eigentlich nix davon hat, macht es richtig viel Arbeit
Viele Grüße an alle,
Dominik
P.S.: @Gabriel:
Messpunkte sind alle 10 KW-Grad (also an jeder Hilfslinie). Gemessen habe ich diesmal "nur" dreimal. Die einzelnen Messungen waren diesmal aber auch viel präzieser und wichen nur um wenige 1/100stel von einander ab.
Und ganz sicherlich biste (auch) 1 bißchen XL-besessen!
Das ist sehr charmant ausgedrückt

!
Verfasst: 8. Januar 2006, 12:10
von s.
Und, Dominik, wie schaut's aus? Schon weitergemessen?
Gruß
Sven
Verfasst: 8. Januar 2006, 17:37
von Dominik
Ja, habe ich

. Du musst Dich aber noch einen Moment gedulden. Ich schreibe den ganzen Sermon gerade noch zusammen.
Freut mich übrigens sehr, dass Du Dich für meine "Übungsaufgabe" interessierst

.
Viele Grüße,
Dominik
Verfasst: 8. Januar 2006, 21:17
von Dominik
Hallo zusammen,
die dritte Messung ergibt dieses Bild:
Dritte verbesserte Messung
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Wie schon bei den vorhergehenden Messungen handelt es sich bei der Kurve um den gemittelten Wert aus drei Messdurchläufen. Ich habe alle 10 KW-Grad gemessen.
Gegenüber der 2. Messung habe ich vor allem die Ventilfederteller verbessert, die nun eine ebene Oberfläche erhalten haben (in der Abbildung rechts oben zu sehen. Die original Ventilfederteller (links unten) machen eine exakte Messung aufgrund ihrer gewölbten Form extrem schwierig).
Der Erfolg dieser Maßnahme lässt sich am Vergleich der 2. und 3. Messung sehen:
Vergleich 2. und 3. Messung
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Während die Auslasskurven der zweiten und dritten Messung fast genau übereinstimmen, ist die Einlasskurve der dritten Messung um 2/10 niedriger. Vermutlich ist bei der zweiten Messung der Messfühler auf dem gewölbeten Teller leicht verlaufen und hat daher einen größeren Hub angezeigt (ich habe immer auf dem Höhepunkt der Wölbung gemessen).
Ich denke, dass die Werte für die Auslasskurve relativ genau stimmen. Sie stammen aus zwei unterschiedlichen Messaufbauten und sind trotzdem fast identisch. Bei der Einlasskurve ist die Sache dagegen nicht ganz klar. Vermutlich ist die höhere Genauigkeit der dritten Messung für die Abweichung verantwortlich. Sicherheitshalber werde ich aber noch eine Kontrollmessung durchführen.
Inzwischen habe ich auch die Einlasskurve der Originalwelle abgenommen. Ich habe für die Messung eine
nagelneue Welle verwendet. Das Ergebnis sieht so aus:
Einlass Original-Nockenwelle
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Da für die Original-NW ein paar Daten im WHB angegeben sind, lässt sich die Messung überprüfen. Laut WHB hat die Original-Welle folgende Steuerzeiten für den Einlass:
Öffnet (0mm) = 302°
Öffnet (1mm) = 355°
Schließt (1mm) = 580°
Schließt (0mm) = 646°
Wenn man diese Daten bei größer Vergrößerung in der Kurve sucht, sieht man, dass die Kurve bis auf 1-2 Zehntel genau stimmt.
Ein vorläufiger Vergleich der Original- und Alttec-Kurven zeigt folgendes Bild:
Vergleich Original- und Tuning-NW (nur Einlass)
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Die Alttec-Tuning-NW ist sehr mild ausgelegt. Sie öffnet bzw. schließt im Einlass ca. 10° früher bzw. später. Der Ventilhub wird nicht vergrößert (die Differenz von 0,12 mm dürfte im Rahmen der Messungenauigkeit liegen). Die Tuning-NW von Erik kann man daher problemlos ohne weitere Bearbeitung des Zylinderkopfes verwenden.
Vermutlich wird sich an diesem Fazit nichts ändern. Ich werde die Messung aber trotzdem noch zu Ende bringen.
Jetzt erst einmal viele Grüße,
Dominik
Verfasst: 8. Januar 2006, 23:03
von s.
Superklasse gemacht, die ganze Aktion!
Im Prinzip kannst du jetzt aufhören, weil du
längst alles interessante über die Nocke weißt.
Das Einzige was mich wundert ist die flache Stelle
im Gipfel der Einlaßkurve bei der dritten Messung,
die kann eigentlich nicht sein.
Schätze, da war entweder die Meßuhr am Ende ihres Meß-
bereichs oder sie ist irgendwo angestanden.
Vielleicht schaust du dir das bei der nächsten Messung
nochmal genau an.
Gruß
Sven
Verfasst: 8. Januar 2006, 23:36
von Dominik
Ahhhh ... das geht 'runter wie Öl! Aber ohne Deine nützlichen Tipps wäre ich - ganz ehrlich - nie so weit gekommen

. Deswegen: Danke Dir!
Schätze, da war entweder die Meßuhr am Ende ihres Meß-
bereichs oder sie ist irgendwo angestanden.
Du hast recht. Da kann eigentlich etwas nicht stimmen. Muss ich noch einmal prüfen.
Creetinks ,
Dominik
Verfasst: 9. Januar 2006, 11:24
von alttec
Hallo Dominik,
was für ein Einsatz, Respekt. Jetzt wäre noch die Kurve der Megacycle-Welle interessant. Hast Du den Aufbau noch stehen? Ich habe eine MC-Welle liegen, könnte ich Dir, zum messen, schicken.
Mich beruhigt es ungemein, dass der Nachweiss erbracht ist, dass meine Nockenwellen, keinen schädlichen Einfluss auf die Motoren haben. Somit ist das überarbeiten einer defekten Nockenwelle eine Alternative zu einer neuen.
Verfasst: 9. Januar 2006, 16:26
von haensle
..eine Frage sei mal erlaubt, worin besteht denn nun das Tuning bei dieser NW ?
Verfasst: 9. Januar 2006, 17:11
von Herzog Wilhelm
ich würde mal raten, dass das tuning darin besteht, dass das Einlassventil beim Schliessvorgang, ein wenig länger weiter aufbleibt als bei der Orginal-Welle. Ebenso ist es beim Öffnen ein wenig schneller weiter auf als das mit der Orginalwelle.
Ein wenig irritierend ist, dass die Einlassventile mit der Orginalwelle bestimmt 2 Zehntel mm weiter aufgehen und auch länger offen bleiben als bei der AlttecNW.
Genau das sollte doch eingentlich getuned werden oder? also durch größeren Ventilhub eine bessere Befüllung des Zylinders mit Gemsich zu erreichen oder nicht? Oder war das Ziel die Ventile, wie oben beschrieben, länger weiter auf zu lassen, bzw. früher schneller zu öffnen ? das wäre ja erreicht worden.
Ausserdem hab ich da noch ne Verständnisfrage: So wie es hier zu sehen ist, sind beim Wechsel zwischen Auslass und Ansaugtakt beide Ventile ein Stück weit offen. ist das normal?
wennja: wird auch bei Beginn des Ansaugtaktes Abgas aus dem Auspuff angesaugt, zwar nur wenig aber immerhin. Sieht das Ergebnis für die Auslassseite genausoaus wie beim Einlass, müsste ja das Auslassventil auch ein wenig länger weiter offenbleiben, was dann ja quasi negativtuning wäre, da mehr Abgas im Ansaugtakt eingezogen wird. Dieser Effekt würde durch die früher weiter öffnenden Einlassventile zwar kompensiert, als reines Tuningergebnis bleibt dann aber lediglich das etwas länger weiter offene Einlassventil übrig.
Ich bin eher der Antifachmann aber so ähnlich müsste es sein.
Was ist denn von einer Tuningmethode zu halten, bei der eine Nocke auf einer Seite etwas steiler ist, sodass sich die Öffnungszeiten nicht mehr überschneiden? oder ist das vielleicht mit absicht so, damit zwar eine hohe Verdichtung erreicht wird, das Gemisch aber auch nicht zu früh von selbst zündet?
Verfasst: 9. Januar 2006, 17:59
von haan
also das ist absicht und nennt sich ventilüberschneidung.
dadurch, dass das a-ventil noch offen ist, wenn das e-ventil sich öffnet verdrängt frischgas einen großteil des altgases, welches nie gänzlich durch den steigenden kolben verdrängt werden kann. somit wird die füllung des nächsten arbeitstaktes effektiver. zudem hast du vollkommen recht damit, dass ein wenig frischgas auch mit in den auspufftrakt gelangt, aber rein rechnerisch und auch praktisch wird der wirkungsgrad insgesamt dennoch erhöht.
hoffe, geholfen zu haben.
hauke
Verfasst: 9. Januar 2006, 18:04
von s.
alttec hat geschrieben:
Mich beruhigt es ungemein, dass der Nachweiss erbracht ist, dass meine Nockenwellen, keinen schädlichen Einfluss auf die Motoren haben. ...
So kann man es natürlich auch ausdrücken. Man könnte aber auch fragen, warum es erst jemanden wie den Dominik gebraucht hat, um diesen "Nachweis" zu führen... ich mein',
du verkaufst doch die Dinger.
Nix für ungut!
Gruß
Sven
Verfasst: 9. Januar 2006, 18:14
von s.
Herzog Wilhelm hat geschrieben:
Was ist denn von einer Tuningmethode zu halten, bei der eine Nocke auf einer Seite etwas steiler ist, sodass sich die Öffnungszeiten nicht mehr überschneiden?
Eure Durchlaucht, bei allem Respekt, aber ich fürchte, die Antwort lautet: Nix!
oder ist das vielleicht mit absicht so, damit zwar eine hohe Verdichtung erreicht wird, das Gemisch aber auch nicht zu früh von selbst zündet?
Das ist mit Absicht so, aber aus einem anderen Grunde, nämlich dem, daß man mehr Frischgas in den Zylinder bekommt, wenn die Ventile gleichzeitig offen sind als wenn dies nicht der Fall wäre.
Halten zu Gnaden!
Sven