XL500R rutscht unters Gas

[Eichi]

Moin Leute,

aktuell habe ich ein eher kleines Problem mit der roten Diva und wäre aber trotzdem für einen hilfreichen Tipp dankbar: Die XL fährt zum Glück jetzt gut nachdem ich sie immer und überall nur nach einem kleinen Rückwärtsschubser antrete. Toitoitoi! Wenn ich während der Fahrt mal das Gas ganz weggenommen habe (zum Beispiel in einer Kurve) und dann wieder Gas gebe, kommt ganz am Anfang erstmal nix und dann macht sie einen kleinen Schubser, wie um das was vorher gefehlt hat auszugleichen. Am Gasgriff sind das aber vielleicht nur ein paar Milimeter Umdrehung am Griff. Weil das auf Dauer nervt, hab ich jetzt angefangen und mach das nach jeder Kurve mit der Kupplung. Das nervt natürlich auch bzw geht unnötig auf die Lamelle.

Erst dachte ich, da ist vermutlich irgendwie einfach der Gaszug bisschen zu locker und hat Spiel. So fühlt es sich jedenfalls an. Komischerweise reagiert sie im Stand aber von Anfang an sensibel auf jedes Milimeterchen Drehung am Gashahn, also scheinbar isses das doch nicht.

Wie gesagt zum Glück kein großes Ding was da behoben werden soll. Mille grazie!

Gruß, Eichi

[Gunnar_HH]

Sehr merkwürdig, sehr unangenehm.

Ich hatte vor vier Wochen etwas ähnliches aber nur bis zu einer Korrektur der Kupplungseinstellung.
Die Kupplung war zu stramm eingestellt und deswegen rutschte sie bei voller Beschleunigungsbelastung.
Nach einer Einstellung in Richtung etwas mehr Spiel bei Nicht-Betätigung war das Rutschen weg und alles wieder gut.
Vielleicht ist es das.

Nächste Möglichkeit: Zu glitschiges Öl (zuviel Zusatzstoffe) oder erschlaffte Kupplungsfedern.

Viele Grüße
Gunnar

[Kristian]

Ich tippe da eher auf eine defekte Beschleunigerpumpe.


Da der R-Vergaser für einen sparsamen Verbrauch sehr mager bedüst ist, kommt beim spontanen Gasgeben viel Luft in den Brennraum aber der Unterdruck baut sich nicht schnell genug auf um genug Sprit zu liefern. Der Motor hungert und kommt nicht in Wallungen.

Daher hat der R-Vergaser eine Beschleunigerpumpe die für einen kurzen Moment zusätzlichen Sprit einspritzt. Dies geschieht über einen kleine Membran mit ca. 20 mm Durchmesser. Diese Membran bekommt im laufe der Jahre irgendwann mal einen Riss, wird undicht und funzt nicht mehr.

Bei einer Vergaserüberholung wird üblicherweise ein Rep.-Kit gekauft. Dieser enthält leider vieles, aber nicht diese Membran, sie muss separat bestellt werden!
Wer das nicht weiß, überholt den Vergaser, und wenn das Wetter gut ist, haut er alles wieder zusammen, mit alter Membran die dann bald rissig wird...

Bevor du die Membran checkst solltest du prüfen, ob beim Gasgeben der lange Betätigungsstift hinunter zur Membran korrekt betätigt wird. Der Spalt zwischen dem Blech auf der Drosselklappenwelle und dem Stift sollte max. 1 mm betragen. Hierzu fand ich keine Angabe im Bucheli. Das ist gut im eingebauten Zustand zu prüfen.


Zusatzinfo:
Der S-Vergaser hat diese Beschleunigerpumpe nicht. Um dennoch beim Gasgeben vernünftig zu beschleunigen ist die Hauptdüse größer, sie läuft also immer etwas fetter und verbraucht daher gut einen Liter auf 100 km mehr als die R.
Hauptdüse R: 130, S: 155, also 19% mehr Durchsatz!

[Doppelzentner]

Zusatzinfo:
Der S-Vergaser hat diese Beschleunigerpumpe nicht. Um dennoch beim Gasgeben vernünftig zu beschleunigen ist die Hauptdüse größer, sie läuft also immer etwas fetter und verbraucht daher gut einen Liter auf 100 km mehr als die R.
Hauptdüse R: 130, S: 155, also 19% mehr Durchsatz!

Mein S-Vergaser hat bedeutend mehr verbraucht. mit S-Vergaser immer zwischen 6 und 7 liter, mit R-Vergaser 3,5-4L

[Gunnar_HH]

Mein S-Vergaser hat bedeutend mehr verbraucht. mit S-Vergaser immer zwischen 6 und 7 liter, mit R-Vergaser 3,5-4L

Also der "Motorrad"-Testverbrauch war 1979 und 1980 immer mit 5,0 Liter angegeben.
Das ist mehr als die XL500R, erklärt sich aber nur zum Teil mit der größeren Hauptdüse, da diese nur bei komplett aufgerissenen Gashahn zum Zuge kommt. Im Mittelbereich ist das Verhältnis aus Hauptdüse und dazu passender Nadel.

Den Vergaser von Eichi hatte auf meiner Werkbank und zum Test im Motorrad. Nix mit Riss in der Beschleunigermembran, am Vergaser liegt es nicht.
Ein andere Sache könnten tiefe Riefen im Kupplungskorb sein, durch die ein solches Flupp-Verhalten entstehen kann.

Gruß
Gunnar

[Eichi]

Das was Gunnar beschreibt hab ich tatsächlich auch: Am maximalen Drehmoment auf der Geraden hinterm Ortsschild geht die Drehzahl für einen Moment höher als es der Beschleunigung entspricht, als würde die Kupplung leicht rutschen. So schlimm ist es nicht, dass ich es bis jetzt auf die Agenda gesetzt hätte. Höchstens ein bisschen.

Was ich meine ist aber was ganz anderes, dachte ich zumindest. Nach der Kurve, wenn das Gas ganz raus war, fühlt es sich erstmal an als wäre der Killschalter umgelegt, da kommt nix. Nach ein paar Milimetern am Gasgriff ist es dann, als würde in der Stellung der Killschalter plötzlich wieder in die Nullstellung gebracht, sie macht einen Schubser.

Heute Nachmittag schaue ich mal ob die ich die Nadel finde, das kann ja in jedem Fall nicht schaden...

[Gunnar_HH]

Nicht das wir uns hier falsch verstehen:

Wenn der Gasgriff von Null auf Vollgas sehr schnell bewegt wird, kommt selbst die Beschleunigerpumpe nicht hinterher.
Bei quasi digitalen Gasstößen von 0 auf 1 kann man jeden Gaszug-betriebenen Vergaser zum Straucheln bringen. Moderne elektronische Gaspedale federn das plötzliche Reingelatsche per Elektrik und angepassten Schrittmotore ab.
Blöd nur, wenn man das Verhalten an der XL mit niedrig eingestellter Leerlaufdrehzahl kombiniert: Dann macht der Motor an der Ampel (Umspringen auf Grün) einfach Plopp und ist aus.
Es ist eine Frage der Winkelgeschwindigkeit: Schneller als die Drehgeschwindigkeit einer Flascheverschluss-Öffnung sollte es nicht sein.

Viele Grüße
Gunnar