Muss mich jetzt auch noch mal einmischen.
Erst einmal vorweg: Wenn diese Modifikation in der Praxis funktioniert, ist das wichtigste ja schon gesagt. Wäre vielleicht noch die Einbaulage zu klären. Davon abgesehen kann man das Ding verwenden, passt schon. Darum soll es nicht gehen.
Ob die Modifikation aber deswegen auch sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Da möchte ich schon ein paar Zweifel anmelden.
Es mag ja sein, dass bei ähnlichen Motoren anderer Hersteller das linke KW-Hauptlager vom Polrad und/oder der Unterbrecherplatte so abgeschattet wird, dass es deswegen schlecht von Schleuderöl erreicht wird und chronisch unterversorgt ist. Bei der XL kann ich dieses Problem aber gar nicht erkennen.
Zum einen ist bei der XL wegen der Ausgleicherkette und dem Antriebsritzel ein recht großzügiger Spalt zwischen Polrad und KW-Lager. Zum anderen wird das Öl vom Getriebe (hinten) und vom Ausgleicher (vorn) genau auf der Ebene der Ausgleicherkette (und damit hinter dem Polrad) verschleudert. Das Lager wird also nicht abgeschattet. Zum dritten trägt die Kette selbst sicher noch einen guten Teil zur Ölverschleuderung bei und läuft natürlich ebenfalls hinter dem Polrad. Bei der XL kann ich hier einfach keine besonders kritische Stelle erkennen.
Abseits von allen theoretischen Überlegungen kann man die Sache aber auch rein praktisch betrachten: Wie viele Leute gibt es, die schon einmal von einem defekten KW-Hauptlager berichtet haben? Scheint mir eher ein Ausnahmedefekt zu sein. Ich selbst habe noch nie ein defektes Lager gesehen und kann mich auch an niemanden erinnern, der eins hatte. Auch nicht hier im Forum. Wenn ich KW-Lager gewechselt habe, dann weil der Hubzapfen raus musste. Oder weil ich sowieso an der Kurbelwelle war. Aber nie wegen einem Schaden.
Ganz anders schaut es dagegen bei den Pleuellagern und dem Kolbenbolzen aus. Ironischerweise ist ja meist ein eingelaufenes Pleuellager der Grund dafür, die Kurbelwelle zu zerlegen und das KW-Lager zu wechseln

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Deswegen: Schön, wenn die Modifikation keinen Schaden anrichtet. Wirklich sinnvoll - im Sinne von "löst ein relevantes Problem" - kann ich sie deswegen aber nicht finden.
Es scheint mir eher so, dass die Bohrung ein Problem bei Motoren anderer Hersteller löst und dort ihre Berechtigung hat. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb der Aftermarkets-Hersteller sie generell eingeführt hat. Nach dem Motto: Schadet ja nichts. (Wobei das natürlich nicht ganz stimmt: Rein mathematisch wird das dort austretende Öl immer woanders fehlen. Die Ölpumpe fördert deswegen ja nicht mehr ...).
Summasummarum: Vielleicht schadet die Modifikation nicht. Sinnvoll wäre sie aber erst, wenn die umgeleitete Ölmenge an der neuen Stelle mehr hilft, als es dort schadet, wo sie fehlt. Möchte anzweifeln, dass es bei der XL eine solche positive Bilanz gibt.
So, dass waren jetzt (noch einmal) meine 5 Cent.
Viele Grüße,
Dominik