Moin zusammen,
ich wollte mal von meiner kleinen Tour letzte Woche berichten. Ich wollte seit ich Motorrad fahre immer damit in den Urlaub. Mit meiner KLR wurde es aus verschiedenen Gründen nie etwas. Mit der XL allerdings.
Die Vorbereitungen:
Schon vor ein paar Monaten Luftfilter, Kerze und Vergaser neu. Kette und Bremsen geprüft und eingestellt.
Sonntag Abend den Motor abgedichtet, zusammengebaut und eingebaut.
Montag dann Öl gewechselt und Ventile eingestellt. Einlass einen hauch zu groß eingestellt. Das konnte man mit geübtem Ohr leicht hören.
Wichtiges Gepäck:
-Bordwerkzeug
-Blinker Glühlampe
-Die gängigen Schlüsselgrößen nochmal zum Kontern
-Öl
-Kettenmittel meiner Wahl
-Kabelbinder
-Blattlehren (Falls mir das mit dem Ventilspiel nicht gefällt)
Die eigentliche Reise
Montag gegen 15:00 ging es dann los. Erste Etappe bis nach Lübeck. Keine Probleme gehabt.
Dienstag dann nach Rügen. In Boltenhagen dann der erste Schock. Beim abbiegen kam ein Geräusch aus dem Motor. Nichts ging mehr. Keine Kompression, sprang nicht an. Stimmung war so mäßig. Nach etwa 2 Minuten, war dann wieder volle Kompression da. Ankicken ging trotzdem nicht. Also angeschoben. Selbst das wollte erst nicht. Im Rollen dann Vollgas gegeben. Da hat sie sich einmal den Dreck aus dem Vergaser gesaugt. Das nehme ich zumindest an. Sie war wieder da. Hat auch keine falschen Geräusche gemacht. Später in irgend einem Ort hupte mein Vater mich dann von hinten an. Der Blinker hat sich lose gerappelt. Da hat sich der Konterschlüssel dann gelohnt. Die zweite Nacht haben wir dann auf Rügen verbracht. Das Wetter war sehr warm, der Weg weit und die Zeit bis zum Einchecken knapp. Da musste ich mit der Öltemperatur dann haushalten. Ab und zu eine kurze Trinkpause mit einem Apfel und das Öl war wieder bei 100°C. Innerorts habe ich an den Ampeln den Motor eben ausgemacht und dann, bei grün, fix wieder angekickt. Damit konnte ich das Öl auf 130°C halten. Ist mir allerdings etwas zu warm.
Tag drei ging dann über Peenemünde nach Swinemünde. Dort hab ich dann tatsächlich Öl nachfüllen müssen.
Der Rückweg an Tag vier war anfangs unspektakulär. Zu dem Zeitpunkt hatte ich dann den Dreh raus, was ich tun muss um den halb warmem Motor zu starten. Gegen Mittag konnte ich dann ein sich änderndes Abgasgeräusch bemerken. Kurz vor der Heimat hab ich dann auf ungünstigem Untergrund geparkt. Ich hab sie langsam kippen sehen, bin hingerannt und war eine Sekunde zu spät da. Naja, Spiegel verbogen. Egal, war sowieso ein Nachbau. Daraus hab ich gelernt. Die Laune hab ich mir dann auf den kurvenreichen letzten Kilometern entlang der Elbe mit Vollgas verbessert. 2 Kilometer vor der Haustür ist mir dann der DB-Killer rausgeflogen. Sebring Auspuff mit Alu Niete. Das ist mir an der gleichen Stelle jetzt schon zwei mal passiert. Ich muss mal Stahlnieten besorgen. Dauerfestigkeit und so.
Das Fazit zu der Reise:
Die XL 500R ist auch im Jahr 2024 mit passender Pflege immer noch in der Lage lange Touren zu fahren. Papas GS im Nacken mit Betriebsstoffen und Werkzeug im Koffer ist allerdings beruhigend. So eine Tour würde ich allerdings nicht unbedingt wieder machen. Dem Zylinderkopf zu liebe. Der wird nicht mehr neu produtziert. Also wird der jetzt "geschont". Ein Ölverbrauch ist eigentlich nur bei zu hohen Temperaturen oder bei kaltem Motor zu bemerken. Das Problem bei halbwarmem Motor liegt an dem ausgekühlten Brennraum. Die Peripherie ist allerdings noch betriebswarm. Das Gemisch ist auch ohne Choke schon zu fett, um zu zünden. Daher das Standgas hemmungslos hoch drehen, starten und nach einer Minute wieder herunterdrehen. Gute Vorbereitung ist enorm wichtig. Ohne wäre ich vermutlich nicht angekommen. Die Originalübersetzung ist für Feldwege und Wälder angenehm spritzig. Allerdings hab ich bei Langsamfahrten mehr Gefühl in der Kupplung, als der Motor hohe Drehzahlen auf Dauer verträgt. Ein kleineres Kettenrad mit neuer Kette liegt schon in der Küche. Ich hatte Interesse an einem Wiseco Kolben. Klar jung und mehr Leistung... Davon bin ich jetzt aber ab. Das thermische Konzept ist original für den Straßengebrauch optimal und durchdacht.
Die Schäden:
-Spiegel vom umfallen
-Ein Stehbolzen vom Krümmer hat es nicht überlebt
-Die Niete von DB-Killer
-Mein Ar*** hat gegen die Sitzbank gewonnen. Da sind jetzt viele weitere Risse drin. Das Polster ist jetzt auch unförmig.
Abschließend kann ich sagen, dass ich jetzt gut was über die XL gelernt habe. Das schweißt zusammen. Ich bin sehr froh gleich zwei Stück davon besitzen zu dürfen. Hoffentlich konnte ich euch damit ermutigen auch mal wieder eine längere Tour mit einer XL zu machen. Langstrecken tun gut.
Liebe Grüße
Linus
PS.:
Im Anhang ist noch mal eine ungefähre Karte der Tour. Der Schlenker nach Schwerin ist entfallen.
950 km in 4 Tagen
Moderator: Kristian
- Linus Feldmann
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- Registriert: 6. Juni 2024, 10:12
950 km in 4 Tagen
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Gruß
Linus
Linus
Re: 950 km in 4 Tagen
Danke Linus, für deinen Bericht.
Es ist für mich ermunternd zu lesen, dass auch ein junger Kerl wie Du sich für die alten XLs begeistern kann.
Ich habe nämlich die Befürchtung, dass von den Jüngeren schon in naher Zukunft wenig bis kein Interesse an motorisierten Zweirädern alter Art bestehen wird. Ankicken ist eben schwieriger als eine E-Scooter per Handy-App zu aktivieren. Von daher ist es schön, dass du XL infiziert bist und deine Reise mit Vaddern genießen konntest.
Grüße
TIRAMISU
Es ist für mich ermunternd zu lesen, dass auch ein junger Kerl wie Du sich für die alten XLs begeistern kann.
Ich habe nämlich die Befürchtung, dass von den Jüngeren schon in naher Zukunft wenig bis kein Interesse an motorisierten Zweirädern alter Art bestehen wird. Ankicken ist eben schwieriger als eine E-Scooter per Handy-App zu aktivieren. Von daher ist es schön, dass du XL infiziert bist und deine Reise mit Vaddern genießen konntest.
Grüße
TIRAMISU
2 x Honda XL 250 S
1. EZ 25. Juli 1978 - 4. Hand. Komplett revidiert und im Neuzustand zugelassen. Farbe : tahitian red / R-23
2. EZ 02. Mai 1980 - 9. Hand mit 34.000 KM. Teilrestauriert und zugelassen. Farbe : ceramic white / NH-24
1. EZ 25. Juli 1978 - 4. Hand. Komplett revidiert und im Neuzustand zugelassen. Farbe : tahitian red / R-23
2. EZ 02. Mai 1980 - 9. Hand mit 34.000 KM. Teilrestauriert und zugelassen. Farbe : ceramic white / NH-24