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Aber zurück zum Thema:
Im Gegensatz zu den meisten von euch konnte ich nur ganz wenig Mofa- und Mopped-Erfahrung sammeln. Nur als 12-jähriger habe ich während eines Abenteuerurlaubs in der Toskana mal eine Vespa in Betrieb genommen. Lag auf dem bauernhofeigenen Schrott rum und im Sommer 1982 waren ein Haufen nette junge Leute vor Ort, die mir zeigten, wie man das Ding repariert. Seit diesem Urlaub war ich völlig Motoren- und insbesondere Motorrad-infiziert. Insgeheim war ich es schon immer. Aber der Sommer '82 brachte den Durchbruch.
Von da an habe ich Motorradzeitschriften verschlungen. Alle, die es gab. Fahren konnte ich allerdings nix, weil ich vom folgenden Jahr bis zum Abi auf ein Internat ging. Motorräder waren da nicht erlaubt (und auch nicht weiter wichtig). Trotzdem hatte ich 1986 eine detaillierte Liste: 10.000 Mark brauchte ich, um den Führerschein zu machen, eine XT 500 mit Belstaff-Anzug, Elefantenboy-Tankrucksack und noch ein bißchen Zubehör zu kaufen. Die Liste war so genau, ich hätte die Bestellnummern von HG und Co. eintragen können. Um 1986 ließ meine Begeisterung allerdings auch etwas nach -- wahrscheinlich, weil sich auf der Schule außer mir niemand für Motorräder interessierte und ich (völlig erfolglos) den Mädels nachjagte.
1988 wurde ich 18 Jahre alt und hatte mit Mühe und Not 1.800 Mark zusammengespart. Das reichte gerade für
einen Führerschein und das wurde erst einmal ein Klasse-3-Lappen. Das Leben ist eben ein Hartes und ich hatte eh' keine Gelegenheit Motorrad zu fahren. Autofahren konnte ich dagegen. Da gab es so VW-Busse auf dem Internat, die übel leiden mussten

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1990 war meine Schulzeit vorbei, ich zog nach München und meine Motorradleidenschaft flammte wieder auf. Ein halbes Jahr fuhr ich auf einer CB 50 durch die Gegend, dann hatte ich meiner Bank einen Kredit aus dem Kreuz geleiert und mich für den Einser angemeldet. Geil! Ganz geil! Ooobergeil! Ich war so geil, ich konnte es gar nicht mehr abwarten. Es musste sofort ein Motorrad her. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber es war irgendwie so ähnlich: Ich hatte den Prüfungstermin für Mittwoch in zwei Wochen ausgemacht. Der darauf folgende Freitag und Montag waren Feiertage (vielleicht Pfingsten?) und mir war klar, dass
dieses WE
mein WE werden würde. Bis dahin brauchte ich also ein Mopped. XTs fielen aus. Waren viel zu teuer. Hatte nur 1.000 Mark übrig. Eine XL stand in der Zeitung. Kannte ich irgendwie gar nicht mehr, sollte aber nur 1.250 Mark kosten. Also nix wie hin. Extra einen Kumpel (Falko) mit Führerschein mitgenommen, damit der die Probefahrt machen kann. Die Sonne lacht, das Motorrad strahlt micht an. Frisch geputzt. Rot. War eine Sa. Tolle Optik. Irgendwie verwegen. Abenteuer lag in der Luft. Mein Kumpel -- so ein Vollidiot!! -- hatte seinen Führerschein vergessen. Deswegen gab es keine Probefahrt.
Egal, ich war verliebt. Dieses Motorrad wollte ich haben. Jetzt. Gleich. Also habe ich es gekauft. Sabine Dorst (den Namen werde ich nie vergessen) ließ nicht mit sich handeln ("Ich hab's extra noch geputzt!"). Habe also genau 1.250 Mark bezahlt. Die extrem dicken Würste aus Dichtungsmasse um den Zylko-Deckel fand ich nicht sooo besorgniserregend. Öl war schließlich keins zu sehen. War ja auch frisch geputzt

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Falko fuhr das Motorrad heim. Fünf Ampeln oder 10 Minuten später klopfte Falko an die Seitenscheibe und zeigt auf sein Hosenbein. Alles voller Öl. Irgendwie siffte es in dicken Strömen aus dem Deckel. Das ganze Motorrad war auf der rechten Seite vollgesaut. Es tropfte richtig auf den Boden.
Na was soll's, Mann oder Memme? Kann man doch reparieren. Man muss nur wollen. Wahrscheinlich ist einfach zu wenig Dichtungsmasse drauf. Also jemanden angerufen, der sich damit auskennt.
"Haha, XL!!! So wie die klappert und sifft, da rat ich dir eins: Vergiss es gleich. Guck mal hier: Kein Gewinde mehr heil. Alle kaputt!" "Kann man denn da gar nichts mehr machen?" "Vergiss es, das lohnt doch nicht. Die ist hin. Da kannst du gleich einen neuen Kopf drauf schrauben!"!
Ja, ist der denn blöd?!? Kennt der denn nicht die vielen Kleinanzeigen in "Motorrad" und Co.? Da gibt es haufenweise Gebrauchtteilehändler, die Unfallmotorräder ausschlachten. Da ruf ich an und kauf' mir einen neuen Kopf.
"Haha, XL-Zylinderkopf!!! Nee, da hab ich nix. Die sind doch alle im Arsch." Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich einen Händler gefunden hatte, der mir einen Kopf schickte. Und das wahrscheinlich auch nur, weil ich am Telefon so verzweifelt geklungen habe und selbst beim Preis von 450 Mark nur leise geweint, aber nicht "nein" gesagt habe. Der Kopf war übrigens auch im Arsch. Musste alle Gewinde buchsen lassen. Deckel passte nicht zum Kopf. Zündkerze konnte man mit der Hand herausziehen und wieder hineinstecken. Nockenwelle hatte Riefen. Aber egal, es gab kein Zurück mehr. Ich war völlig Pleite, das Motorrad war hin. Jetzt half nur noch selbst Schrauben. In Ermangelung einer Werkstatt habe ich den Motor in der Vorratskammer unserer WG überholt, was mir nicht unter allen WG-Genossen Respekt und Pluspunkte einbrachte. Aber egal. Die XL fuhr. Ich fühlte mich wie ein König. Und obwohl diese Geschichte manch einen für immer kuriert hätte, mich hat sie mit der XL verschweißt.
Die rote Sa fuhr ich nur zwei Jahre. Dann habe ich mir mit etwas mehr Sachverstand für 550 Mark eine Sz mit 35 TKm gekauft, deren Motor noch nie offen war. Diese Sz fahre ich noch heute -- auch wenn nur noch sehr wenige Teile im Originalzustand sind.
Ich würde sie nie hergeben!
Viele Grüße,
Dominik
P.S.: Bei der ersten Führerscheinprüfung bin ich übrigens durchgefallen. Das lange Wochenende war also komplett versaut.