Pleuelkit in Kurbelwelle einbauen

Hier können Reperaturfragen gestellt werden. Wie wird was wieder repariert?

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Jörg
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Pleuelkit in Kurbelwelle einbauen

Beitrag von Jörg »

Hallo Reparaturfreunde, habe mal eine KW mit einem neuen Pleuel bestückt und das ganze mal fotografiert.
Zuerst habe ich mal alle Maße abgenommen die so vorhanden sind.
Aussenmaß der KW Wangen : 66,34 mm
Tiefenversatz des Hupzapfens zur Wange : 0,6 mm
Länge Hubzapfen neu : 59,80 mm
Daraus ergibt sich ein Tiefenversatz des Hupzapfens auf der Schleuderfilterseite von 5,94 mm.
Im Bild ist die Filterseite einer Referenzwelle zur Kontrolle gemessen, diese hatte bis auf ein paar hundertstel das errechnete Maß. Weiter haben alle meine KWs Maße zwischen 66,30 und 66,40 mm.
Lage des Hubzapfen notieren, hat zwar keine Bohrung die mit einer in der Wange ist fluchten muß, aber die Lage der Bohrung für das Nadellager liegt wohl aus gutem Grund nicht ganz aussen im Flugkreis, da sich hier doch einiger Schlamm ansammelt.
KW auf Prisma gemessen und gerichtet, in diesem Fall taumelten die Wangen sodas nach einer Korrektur die von über einem 10tel mm auf 0,04 und auf der Antriebsseite von 0,05 mm zustande kamen.
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Zuletzt geändert von Jörg am 10. Februar 2013, 15:47, insgesamt 4-mal geändert.
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Kristian
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Beitrag von Kristian »

Super Jörg! :top: :respekt:

Hast noch mehr Bilder?
Hast Du das mit der Presse gamacht oder warm/kalt reinplumpsen lassen?
Ist die KW von oder für Bruchi?
Bub, bub, bub...
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

So nun noch den wichtigen Nadelriss auf der gegenüberliegenden Seite des Hubzapfens mit einem rechten Winkel gezogen. An dieser Stelle ist der Winkelfehler beim wiederzusammensetzen am größten und sorgt dann später für eine schon gut sitzende Passung. Leider sind die Kurbelwangen nicht gleich groß im Umfang, sodas mit Hilfanschlagwinkel nicht gearbeitet werden kann.
Die Schleuderfilterwange ist im Durchmesser etwas größer.
Weiter mußte eine Richtvorrichtung her . Die entscheidene Idee hierfür kam mir nach einem Telefonat mit Erik, der von einem massiven Amboß sprach auf denen die KWs gerichtet wurden. Unbezahlbar stellte ich nach kurzer Zeit fest und so kam mir die Idee mit dem Stahlträger, der auf einer massiven Stahlbetondecke ruht und keine Schlagenergie ableitet.
Dann ging es auch schon los, Plättchen untergelegt um den Schleuderfilter auszudrücken.
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Zuletzt geändert von Jörg am 9. Februar 2013, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo Kristian, habe ich kalt gemacht und der Bruchi hat mir auf seinem Weg nach Marokko zwei KWs dagelassen mit den dazugehörigen Pleuelsätzen.
Als Lohn bekomme ich einen seiner geilen Kolben aus Japan :D
Aber nun weiter, der Hupzapfen wird nun soweit durchgedrückt, bis man den Schleuderfilter abnehmen kann. Alles ein wenig gereinigt, andere Eisen in die Presse, KW wieder auflegen und soweit pressen, bis die obere Wange locker abfällt.
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Zuletzt geändert von Jörg am 10. Februar 2013, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo, jetzt wird die untere Wange gedreht und der Hubzapfen nach innen ausgepresst. Das geht alles wie durch Butter, die Druckanzeige schlägt vielleicht mal ein bisschen aus aber eher nicht.
Und dann ist Sie auch schon auseinander.

Gruß Jörg
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

So nun kommt der eigentliche Spass. Habe ja viel gelesen und probiert mir erzählen lassen und für mich die plausiblen Arbeitsschritte ausgewählt.
Dazu zählt auch Hirschtalg der zum einpressen verwendet wird und ein verschweißen der aneinanderreibenden Flächen verhindern soll.
Alles schön reinigen die Ölbohrung der rechten Wange durchspülen.
Jetzt kommt das Tiefenmaß vom Anfang zum Einsatz. Die 5,94 mm werden für das Maß einer Anschlagscheibe benötigt. Diese wird in die Pressbohrung der Wange gelegt und sorgt dafür, das der Hubzapfen nicht zu tief eingepresst wird.
Ja und die Presse wurde vorher mal wieder exakt rechtwinkelig zum Dorn ausgerichtet.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo, bei diesem Wetter hab ich den Hubzapfen in der kalten Garage gelagert und die Wange vorher auf die Heizung gelegt. Nun die Position des Hubzapfens beachten ich schätze mal die Ölbohrung ist um 5 min aus der 6 Uhr Stellung habe da mal ca. 8 min draus gemacht, da die Hubzapfenbohrung am alten schon erheblig zugesetzt war dieser Schlamm setzt sich zentriefugalisch am Boden der Bohrung ab, aus diesem Grund hab ich die Bohrung etwas höher gedreht.
Hirschtalg an den Zapfen angeben und auflegen.
Mit einem Winkel hab ich den Zapfen in den Winkel gebracht und angefangen zu pressen.
Die Tiefe des Hubzapfens hat auf anhieb gepasst.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Nun wird die Wange in die Presse mit dem Hubzapfen nach oben gelegt. Die Presshilfshülse verbleibt unter dem Hubzapfen und verhindert ein weiterwandern des Zapfens in der unteren Wange. Das Pleuel wird eingesetzt und die obere Wange wird, nachdem diese mit Hirschtalg eingefettet wurde, aufgelegt. Eine Planscheibe kommt auf die obere Wange und wird mit minimalem Druck aufgesetzt.
Nachdem ich das Foto gemacht habe steckte ich mir eine Kippe an und bemerkte, das die Hilfshülse noch nicht eingelegt war, dem Raucher sei Dank :D
Ab diesem Punkt wird ein zu tiefes einpressen eine ärgerliche Angelegenheit, da alles sehr aufwendig auseinander muß und durch die Gußform der Wangen nicht gerade begünstigt wird und man ja einen neuen Hubzapfen nicht unnötig zermackeln will.

Gruß Jörg
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Zuletzt geändert von Jörg am 10. Februar 2013, 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

So jetzt kommt der Winkelriss vom Anfang ins Spiel.
ER wird am unteren Riss angelegt und die obere Wange wird mit dem Kunstoffhammer in die Flucht geschlagen.
Nun gehts abwärts bis der Zapfen ordentlich trägt. Danach wird die KW gedreht und es kommt eine 0,6 mm Scheibe unter den Hubzafen um ein durchpressen zu verhindern.
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Ulrich
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Beitrag von Ulrich »

Hallo Jörg,

mein Kompliment zu Deinem Beitrag!

Super Darstellung, die mir endlich einen Überblick gibt wie ich mit der Thematik Kurbelwelle wohl umgehen muss. Denn bei mir wartet auch schon seit geraumer Zeit eun neues Pleuel-kit auf seine Verarbeitung.

Hast Du das Schleuderblech auch schon wieder montiert? Würde mich mal interessieren wie diesezüglich Deine Erfahrungswerte sind.

Gruß Ulrich
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

So weiter gehts, nun wird gepresst ohne das die Druckanzeige gemuckt hat. Meine Recherchen haben ein Axialspiel von 0,3 mm bei einer neuen Lagerung ergeben. Durch die Verwendung der Anschlagscheibe und das Einlegen einer 0.4 mm Fühlerlehre als Notbremse kündigte sich das Ende mit einem Druckaufbau und eine strammergehende Fühlerlehre kontrolliert an.
Alles lief nach Plan und die Messung aussen an den Wangen am Hubzapfen ergab 66,34 mm. Habe gerade gemerkt, das ich da einen Fehler beim dokumentieren habe. Die Rechnerei bezieht sich auf die 66,31 mm, die Antriebsseitige Distanzscheibe hat also 3/100 weniger.
Hab das aber eh umgerechnet und bin von einer 0,5 mm Scheibe auf der Polradseite ausgegangen, da ich die hatte und eine aufwendige Herstellung so vermieden werden konnte. Die antriebsseitige 5,93er wurden entsprechend geändert.
So ,die Welle kommt auf meine Holzplatte und die Kurbelwangen werden endtaumelt :D .
Eine M 8er Schraube mit Mutter wird gegenüber des Hubzapfens eingelegt und die Welle wird auseinander gedrückt. Hatte Untermaß. So das ganze ein paar mal zwischen Schraubstock, wieder enger machen und Holzplatte wieder auseinander, hin und her bis es gepaßt hat.
Nun ins Prisma und mit der Winkelgeraden an der Wange geschaut wie die Verdrehung ausschaut. Man kann bei 90° Versatz zum Hubzapfen erkennen das da was verdreht ist. Die Messuhren zeigen das mit 0,12 mm auch an.
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Jetzt kommt der eigentliche Spaß. Die Hauptlagerzapfen sind nicht in einer Flucht. Durch das anlegen der Winkelgeraden kann man gut erkennen in welche Richtung die Wangen verdreht sind, es wird ein Pfeil auf die Wange , hier die Polradseitige ( ist schmaler in der Hubzapfenpressung ) und müßte sich leichter richten lassen, gezeichnet.
Jetzt kommt das ganze in die geile XLKW-Richtvorrichtung und mit dem 1000 g Kupferhammer geht es los. Gezielte Schläge im unteren kraftbereich sind völlig ausreichend um die Wange in Bewegung zu versetzen.
Der Stahlträger ist auf XL Flugkreis zurechtgeflext und gegen unkontroliertes Verrutschen mit einem selbstklebendem Bitumstreifen in der Kehle beklebt.
Der Hubzapfen liegt 90° von unten verdreht um im rechten Winkel die Schlagkraft zu übertragen.
Was hab ich vorher immer geprügelt und gehämmert und gemacht und getan. Mit der simplen Konstruktion geht das so einfach, das man schon Angst hat, ob der Hubzapfen das richtige Übermaß hat.
Aber einige andere XL Wellen verhielten sich genauso und so liegt das Geheimnis allein darin, das die Welle beim Schlag keine Energie in der aufgelegten Wange verliert.
Ja da hab ich dann so eine halbe Stunde gehämmert und hatte den Polradzapfen auf Null Höhenschlag, aber der andere wollte nicht unter 0,07 mm. Wangentaumeln immer wieder überprüft, man kann irgendwann nicht mehr sagen in welche Richtung man nun schlagen muß.
Da hilft nur ein Schlag , man muß sich merken in welche Richtung, als Indikator ob`s mehr oder weniger wird.
Hier liefen beide Uhren im Gleichlauf auf und ab, woraus man schließen kann, das die Wangen taumeln, obwohl das Aussenmaß etwas anderes sagt. Man weiß ja dann ob die Wangen gegenüber vom Hubzapfen zusammen oder auseinander müssen.
In diesem Fall mußten die Wangen etwas auseinander, 2/100 und es wurde schlagartig besser. Das was ich gelesen habe ,sagte , das geringer Höhenschlag am Zapfenende dem Taumeln der Wangen vorrangig zu behandeln ist.

Nach 1,5 Stunden war ich bei 0.03 mm am Polrad und 0,05 mm auf der Antriesseite und kam zu dem Schluß, das der Zapfen auf der Antriebsseite einen Schlag hat und habs so gelassen.

PS werde nie mehr zum lösen irgendwelcher Kupplungen und Polräder usw. die KW zu Hilfe nehmen. cj sagte das ja schon, ich weiß nun warum :D

Gruß Jörg
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Zuletzt geändert von Jörg am 7. Juni 2013, 19:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Kristian
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Beitrag von Kristian »

Eine fantastische Doku!!! :)

Jörg ich danke Dir für Deine Mühe!!! :flehan:

Fehlt nur noch das Aufpressen der Lager.
Geht das nicht sogar ohne Presse bei ausreichender Temp.-Differenz?
Bub, bub, bub...
cj
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Beitrag von cj »

Kristian hat geschrieben: Fehlt nur noch das Aufpressen der Lager.
Geht das nicht sogar ohne Presse bei ausreichender Temp.-Differenz?
sicher, das lager auf die herdplatte gelegt und mit nassem finger ab und zu drauf tippen. wenn´s zischt platte aus und das lager schnell auf die welle geworfen. nach dem abkühlen gibt es dann noch n setzschlag. :box:

wenn das lager auf der herdplatte auch nur geringfügig die farbe gewechselt hat war man vieeeel zu lahm und das lager ist schrott. :wink:
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Jörg
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Beitrag von Jörg »

Hallo Kristian, ja die Lager werden warm gemacht und die Welle kommt in den Gefrierschrank. Aber der Schleuderfilter muß noch drauf.
Der erste Versuch mit einem Zylinderrohr ging in die Hose, da Dieses im Durchmesser etwas zu klein war und der Deckel der ja im Randbereich schrär ist sich plattdrückte und nicht tief genug herunter ging und locker wurde.
Zuvor wurden drei M 8er Schrauben mit Muttern in 90 Versatz zwischen die Wangen geschraubt um ein Verdrücken des Parallellaufs zu vermeiden.
Werde mir eine Pressvorrichtung bauen, die genau im Aussenring anliegt, da auch die Wange in diesem Bereich schräg verläuft.
In Rolands Beitrag ist diese ja zu sehen, weiter habe ich mich entschlossen die KW auf diese Art zu Verpressen und zu Richten, da mir Erik berichtete, das mit Rolands Pressvorrichtung das Ganze auch nicht in 5 min erledigt ist.
Ich werde berichten.

Gruß Jörg
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